Die Aussendung der 72 Jünger
Glaubenssache

Das Evangelium des heutigen Sonntags berichtet von der Aussendung der 72 Jünger:
Jesus schickt seine Jünger aus „wie Schafe unter die Wölfe“. Wie das ausgehen kann, können wir uns lebhaft vorstellen. Oft können wir in den Medien lesen, wie ein Wolf wieder ein Tier gerissen hat. Schutzlos sind sie ihnen ausgeliefert. Betroffenheit macht sich breit.
Die Jünger hingegen, die Jesus mit Schafen vergleicht, sollen völlig wehrlos und nur zu zweit mitten unter die Wölfe gehen. Aus heutiger Sicht, könnte ich mir die Frage stellen, „Wissen sie eigentlich was von ihnen verlangt wird?“ Würde ich mich auf so etwas einlassen ?
Ja, es gibt Situationen, wo es Menschen gibt, die sich unter die Wölfe begeben.
Menschen, die gegen den Strom schwimmen, sich für andere Menschen einsetzen, die die Botschaft vom Reich Gottes verkündigen. Müde werden sie belächelt oder auch abgelehnt.
Dazu ist mir eine kleine Geschichte von Helga Jütten in die Hände gefallen.
Der kleine Wolf sollte heute das erste Mal mit auf die Jagd gehen. Er wusste sehr wohl, dass sie das Schaf nur reißen würden, wenn sie zusammenarbeiten und jeder einzelne Wolf seine Aufgabe erfüllt. Nur so würde der hungrige Bauch gefüllt werden.
Doch bevor die Wölfe auf ihren Jagdzug aufbrachen, kamen zwei Schafe. Sie gingen mitten in das Rudel hinein. Das ältere Schaf sagte zu den erstaunten Wölfen: „Wir wünschen euch Frieden!“ Der außerordentliche Mut der Schafe verblüffte die hungrigen Wölfe dermaßen.
„Wir können euer Friedensangebot nicht akzeptieren“, sagte der älteste Wolf, „wir würden verhungern !“ „Nein, wir werden dafür sogen, dass ihr keinen Hunger leidet“, erwidert das jüngere Schaf und ging.
Das älteste Schaf blieb und gab sein Leben hin, damit Wölfe und Schafe in Frieden leben konnten. Der kleine Wolf musste nie auf die Jagd gehen. Er freundete sich vielmehr mit den Schafen an und lernte von ihnen viel über Mut und Gemeinschaft.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen den Frieden Gottes!
Anette Heinze
Ehrenamtliche Mitarbeiterin der St.-Nikolaus-Gemeinde, Burgdorf
„Glaubenssache - Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“ erscheint als Kolumne jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.